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„Kultur ist das Gegenteil von Ausgrenzung.“

Wir sprachen mit dem Kabarettisten und Musiker Matthias Brodowy über den Stellenwert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft, seine persönlichen Erfahrungen während des Lockdown – und wie wir Künstler:innen in der Corona-Pandemie unterstützen können.

Herr Brodowy, Sie als Kabarettist und Musiker wurden von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Wie geht es Ihnen?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich selbst habe im letzten Jahr noch viel Glück gehabt. Ich konnte nach dem ersten Lockdown Open-Air-Auftritte wahrnehmen, und bis Ende Oktober fanden auch Veranstaltungen in Innenräumen statt. Ich habe aber auch Kolleg*innen, die ihren letzten Auftritt vor einem Jahr hatten. Und für die ist es eine Katastrophe. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Sie sind allein gelassen worden – von der Politik und der Gesellschaft. Denn es gibt viele, die jetzt den Spruch bringen: „Ja, hättest du mal was Anständiges gelernt!“ Das tut doppelt weh. Das, was wir tun, ist sehr anständige Arbeit. 

Immer wieder wird die Relevanz von Kunst und Kultur in Frage gestellt – aktuell vor allem die Systemrelevanz. Wie wichtig ist in unserer Gesellschaft die Kultur?

Das Spannende ist ja: Selbst wenn wir uns nur die wirtschaftliche Bedeutung ansehen, ist die Kulturbranche einer der größten Wirtschaftszweige der Bundesrepublik mit einem Umsatz im dreistelligen Milliardenbereich und weit über einer Million Menschen, die direkt oder indirekt vom Kultursektor leben. Dazu gehören neben den Künstler*innen selbst z. B. natürlich auch die Technikcrew, die Crew im Theater, die Menschen hinter den Kulissen.

Aber auch unsere Rolle für den Staat und für die Gesellschaft ist nicht zu unterschätzen. Genau wie die Presse ist die Kultur eine Instanz, die als Korrektiv funktioniert. Oder andersherum: Dass wir heute eine demokratische Staatsform haben, haben wir auch den Kulturschaffenden aus früheren Jahrhunderten zu verdanken, die sich für Freiheitsrechte eingesetzt haben. Kunst hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. 

Erinnern Sie sich noch an Ihren letzten Auftritt vor dem ersten Lockdown?

Ja, sehr gut sogar! Meinen letzten Auftritt hatte ich am 13. März gemeinsam mit meinem Freund Detlef Wutschik – den kennen die Hamburger vor allem als Werner Mommsen. Nach dem Auftritt blieben wir zwei hinter dem Vorhang auf der Bühne sitzen und haben geheult. Wir wussten einfach nicht, wie es weitergeht. War’s das für unseren Beruf? Stehen wir jemals wieder auf einer Bühne? Halten wir das wirtschaftlich durch?

Viele Theater haben in den Folgemonaten in enger Abstimmung mit der Politik wie verrückt an der Aerosol-Problematik gearbeitet. Wir haben Hygienekonzepte implementiert, die wirklich funktionieren: 200 statt 600 Leute, eine Abluftanlage, die die Luft nach oben zieht, während frische von unten reinkommt, Luftwäscher, Masken, Abstand, Hygienebestimmungen, alles – und es hat dann weh getan, dass wir ausgerechnet zusammen mit der Gastronomie zu den Ersten gehörten, die schließen mussten. Wir haben viel Geld in die Sicherheit der Gäste investiert, während es in den Büros bis heute kaum Einschränkungen gibt. Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass man sich als Mensch, der auf der Bühne steht und all diese Vorkehrungen getroffen hat, ziemlich veralbert vorkommt. Hätten wir uns nämlich alle gemeinsam – in allen Bereichen – so stark eingeschränkt, hätten wir das Problem wahrscheinlich heute schon lange im Griff. 

Was wünschen Sie sich heute konkret von der Politik und von der Gesellschaft?

Von der Gesellschaft wünsche ich mir Solidarität. Und das bedeutet an allererster Stelle: Solidarität mit den Erkrankten, den Risikogruppen und den Pflegenden. Ich empfinde es als sehr zynisch, wenn ich immer wieder von Leuten lese, die das alles leugnen. In welcher Welt leben die? Solidarisch handeln heißt: Ich versuche zu vermeiden, dass sich chronisch Kranke oder ältere Menschen infizieren, indem ich versuche, das Infektionsgeschehen mit einzudämmen. Das ist eine aktive Arbeit, die am Ende uns allen zugutekommt. 

All das entbindet mich aber nicht davon, konstruktiv Kritik zu üben. Das ist ebenfalls unsere Pflicht. Ich hoffe einfach inständig – gerade auch in meiner Branche –, dass diejenigen, die wirklich durchs Raster fallen, vom Staat gesehen und unterstützt werden. Denn ich habe Angst, dass wir Menschen für die Demokratie verlieren, dass Menschen abdriften in ein radikales Denken, radikale Meinungen. Der Staat und die gesamte Gesellschaft müssen dafür sorgen, dass das nicht passiert. Wir dürfen Menschen nicht fallen und uns als Gesellschaft nicht spalten lassen. Gerade in der Kunst haben wir die Chance, Solidarität öffentlichkeitswirksam zu propagieren. Kultur stand immer für Zusammenhalt. Kultur ist das Gegenteil von Ausgrenzung.

Mit welchen Gefühlen schauen Sie nach vorn? 

Ich glaube fest daran, dass wir im Sommer Open-Air-Konzerte und -Veranstaltungen haben können. Dafür müssen wir gemeinsam konstruktive Lösungen finden, Ideen haben. Und solidarisch sein, was in erster Linie heißt: vorsichtig sein und Risiken minimieren. Dann können wir Leben wieder ein bisschen mehr ermöglichen. Was wirklich gar nichts bringt, ist, nur zu motzen. Ich bin das Motzen der Leute furchtbar leid. Mit einer gesunden Vorsicht, ohne Panik, aber mit Respekt und mit konstruktiven Gedankengängen kriegen wir das hin!

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